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Anton ist gekommen um zu bleiben?

Ein Jahr voller Erfahrungen und Eindrücken und dann kommt der Moment der Rückkehr nach Deutschland. Das Erlebte muss man erstmal sacken lassen. Auch Anton ging es so.

Anton

Einsatzort: Peking, Shanghai

Organisation: AFS

Anton Terhechte war mit weltwärts ein Jahr in der Nähe von Shanghai. In einem Interview mit seiner Entsendeorganisation AFS erzählt er von seiner Faszination für China und was der Aufenthalt bei ihm ausgelöst hat. Er berichtet, wie es nach der Rückkehr nach Deutschland dazu kam, dass er weitere drei Jahre in Shanghai verbrachte, zuerst die Sprache, dann Ost-Asienwissenschaften studierte und nun in Peking lebt.

Aber was ist, wenn das Gefühl bleibt, dass man noch nicht abgeschlossen hat? Anton entscheidet sich nach drei Monaten in Berlin, nach Shanghai zurückzukehren. Er schreibt sich in der Universität in ein Langzeit-Sprachprogramm ein. Es geht ihm nicht primär um einen Abschluss, sondern vor allem um das Erlernen der Sprache. Ein Gespür für die Alltagssprache hat er bereits entwickelt, aber jetzt lernt er zum ersten Mal strukturiert Chinesisch – wie er es nennt.

Ich konnte sehr schnell mit Menschen über komplexere Themen reden, als zu fragen: Was kostet das Brot? Das war ein super Gefühl.

Fortschritte lassen nicht auf sich warten: „Ich konnte sehr schnell mit Menschen über komplexere Themen reden, als zu fragen: Was kostet das Brot? Das war ein super Gefühl“, erzählt er uns. In seinem zweiten Jahr vor Ort hat er durch das breitere Vokabular und die sprachliche Sicherheit mehr Möglichkeiten und absolviert Praktika. In seinem dritten Jahr in Shanghai unterrichtet er Deutsch und Englisch. Anton filmt viel in seiner Freizeit und merkt, dass das genau das ist, was er machen möchte. Trotzdem kommt er ins Grübeln. Er hat das Gefühl, dass er etwas „in der Hand haben“ sollte.

In China kann er aufgrund der sprachlichen und finanziellen Auflagen nicht studieren, also kehrt er zurück nach Deutschland. „Ich weiß immer noch nicht wie ich das beurteilen soll“, resümiert er heute. „Im Nachhinein habe ich es oft bereut und dann wieder gedacht, vielleicht war es doch das Richtige.“

Anton steht neben einer Bäuerin vor einem Gewächshaus. Die beiden lachen und unterhalten sich.
Herzhaftes Gespräch mit einer der Bäuerinnen - damals nicht einfach, aufgrund meiner noch rudimentären Sprachkenntnissen und den lokalen Dialekten bzw. Sprachen, die die Bauern sprechen.

Zurück nach China

Anton macht einen Bachelor in Regionalstudien Asien und Afrika. „Ich habe mich nochmal auf einer anderen, theoretischen Perspektive mit meinen drei Jahren in Shanghai auseinandergesetzt.“ Ein Semester verbringt er in Taiwan und macht dort neue bereichernde Auslandserfahrungen. Die Verbundenheit mit China bleibt dennoch bestehen. Er steht weiterhin im Kontakt zu Menschen, die ihn in den drei Jahren Shanghai begleitet haben. Seine Gastschwester entscheidet sich sogar in Deutschland zu studieren. „Sie hat Deutsch einfach mal in einem Jahr gelernt und spricht super. Ich kann mittlerweile relativ gut Chinesisch, aber lerne auch kontinuierlich seit Jahren.“, erzählt Anton lachend. Im Oktober 2017 beginnt er seinen Master und entscheidet sich die Chance zu nutzen und ein Jahr in Peking zu studieren. Er will sich in dem Jahr nochmal orientieren, um zu entscheiden, wohin es nach dem Studium gehen soll.

Ein junger Mann (Anton) beim Bergsteigen in China.
Winter 17/18 - Bergbesteigung in Guizhou Südwestchina. Dieses Jahr an der Peking Universität ist mein fünftes in China zusammengenommen.

Erzähl mal fünf Minuten, wie war China?

Wir lassen die Zeit der Rückkehr nach Berlin gemeinsam Revue passieren: „Den größeren Kulturschock hatte ich, als ich nach Hause kam und dachte: Uff, irgendwie alles komisch! Natürlich ist einem alles noch vertraut, aber eine Umstellung ist es doch. Die Nachbereitungscamps waren dafür wirklich gut. Dort haben wir uns ausgetauscht und festgestellt, dass es schon erschütternd ist. Weil man das Gefühl hat etwas so Besonderes erlebt zu haben, was keiner um einen herum vergleichbar erlebt hat.

Den größeren Kulturschock hatte ich, als ich nach Hause kam und dachte: Uff, irgendwie alles komisch! Natürlich ist einem alles noch vertraut, aber eine Umstellung ist es doch […]

Man hat so viel zu erzählen und dann reagieren die meisten Freunde nach dem Motto „Erzähl mal fünf Minuten, wie war China?“. Alleine die Frage ist schon schwer. Wie war China? Nach fünf Minuten sind die meisten auch nicht mehr so interessiert. Natürlich erzählt man seiner Familie mehr. Die kennen einen gut und haben vielleicht ein besseres Gespür dafür. Aber man fällt schon in ein ziemlich tiefes Loch. Das ist gar nicht so einfach damit umzugehen.“

Was bedeuten seine Rückkehr-Erfahrungen für die Zeit nach Peking?

Anton erklärt uns: „Mein Leben besteht nicht nur aus China, Menschen sind vielfältiger. Aber es ist, wenn man so will, mein dickster Ast. China bleibt spannend für mich. Ich schätze, dass ich beruflich in die Richtung weitergehe. Vielleicht lässt sich das Filmen auch mit China verknüpfen.“ Wir sind gespannt und wünschen eine spannende Zeit in Peking!